Alternativen zu zuckerhaltigen Lebensmitteln für Kinder: Gibt es sie wirklich?

Katherina Kavouridis

Von Katherina Kavouridis
Autorin für PUKY seit 2022

Wer mag Zucker nicht? Vor allem unsere kleinen Schleckermäuler sind ganz versessen darauf. Wen wundert’s? Zucker löst in unserem Körper ein Wohlgefühl aus, das süchtig macht. Doch wie viel Zucker dürfen unsere Kinder essen und welcher Zuckerersatz ist wirklich sinnvoll? Hier erfährst du alles, was du über das Thema Zucker und dessen bekanntesten Alternativen wissen musst.

Was ist Zucker?

Unter Zucker verstehen wir den ganz normalen, weißen Industriezucker, auch bekannt als Haushaltszucker oder zugesetzter Zucker. Gewonnen wird er in Europa aus Zuckerrüben, also einem Naturprodukt. Leider müssen Zuckerrüben sehr lange verarbeitet und raffiniert werden, bis der weiße kristallene Zucker, wie du ihn kennst, entsteht.

Warum macht Zucker süchtig?

Zucker besteht aus Glucose und Fructose, diese werden vom Körper allerdings in unterschiedlicher Weise verwertet. Zucker wird im Körper zu Glucose umgewandelt und kann von all unseren Körperzellen zur Energiegewinnung genutzt werden. Für einen kurzen Zeitraum fühlen wir uns sehr lebendig. Damit die Glucosekonzentration in unserem Körper dabei stabil bleibt, schüttet unsere Bauchspeicheldrüse Insulin aus, um die Glucose wieder abzubauen. Sobald der Insulinspiegel wieder sinkt, schreit unser Körper nach Nachschub. Das ist der Grund wieso Zucker so süchtig macht.

Im Gegensatz zur Glucose kann Fructose nur in der Leber verstoffwechselt werden. Mit einem Überschuss an Fructose überlasten wir also unsere Leber. Fructose ist eine sehr kalorienreiche Substanz ohne Nährwerte und macht den Körper nicht satt. Problematisch wird es, wenn die Zuckerportionen immer größer werden und die Bewegung auf der Strecke bleibt. Dadurch hat der Zucker im Körper keine Funktion mehr und lagert sich im Muskel- und Fettgewebe an.

Wie gefährlich ist Zucker wirklich?

Wie gefährlich Zucker wirklich ist, hängt unter anderem auch von der Menge ab, die wir dem Körper zuführen. Die WHO empfiehlt den Zuckerkonsum von Kindern (und am besten auch Erwachsenen) auf weniger als 10% der Gesamtenergieaufnahme zu beschränken.

Doch das entpuppt sich als gar nicht so einfach. Sogar Obst und Gemüse enthalten Zucker. Musst du das jetzt auch von deinem Essensplan streichen? Keine Sorge, Obst und Gemüse enthalten sehr viel natürlichen Zucker und daneben auch zahlreiche Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe, die für die Entwicklung unserer Kinder sehr wichtig sind. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist diese Art von Zucker für den Körper unbedenklich.

Problematischer wird es allerdings mit dem raffinierten Zucker, den wir heutzutage immer öfter konsumieren, weil er in zahlreichen Lebensmitteln enthalten ist. Zucker ist in der Lebensmittelproduktion deshalb so beliebt, weil er sehr billig ist. Er verstärkt nicht nur den Geschmack von Lebensmitteln, sondern macht sie auch noch länger haltbar. Sogar pikante Lebensmittel werden ausreichend gezuckert, um ihren Geschmack hervorzuheben.

Macht Zucker unsere Kinder krank?

Wissenschaftler machen einen hohen Zuckerkonsum zur Ursache für diverse Krankheiten wie Fettleibigkeit, hohen Blutzucker, Hyperaktivität und Lernschwäche bei Kindern. Wusstest du, dass dem Körper durch die Zufuhr von Zucker wertvolle Vitalstoffe entzogen werden? Dazu gehören Kalzium, das Vitamin B1 und Chrom.

Zucker ist auch schlecht für die Zähne, er schadet ihnen jedoch nicht direkt. Zucker wird von den Bakterien auf unserem Zahnschmelz abgebaut, wodurch eine Säure entsteht, die unsere Zähne angreift. Das verursacht am Ende Karies. Deswegen ist die Mundhygiene bei deinem Kind äußerst wichtig und sollte von klein auf trainiert werden – dann kommt die Zahnfee am Ende auch gerne vorbei.

Trend Zuckerfrei: Was hat es damit auf sich?

In den ersten 12 Lebensmonaten eines Babys wird das Fundament einer gesunden Ernährung gelegt. Umso wichtiger ist es also auf Produkte mit zugesetztem Zucker zu verzichten. Neben Zucker wird auch der Verzicht auf Salz geraten, nur so können sich Säuglinge und Kleinkinder an den ursprünglichen Geschmack von Lebensmitteln gewöhnen. Alles darüber hinaus lenkt Babys und Kleinkinder geschmacklich in eine falsche Richtung. Ihre Geschmacksknospen sind in diesem Stadium noch so rein, sie geben sich mit der Süße von Möhren und Äpfeln vollkommen zufrieden – das solltst du ausnutzen. Je naturbelassener die Lebensmittel dabei sind, desto mehr Vitamine und Nährstoffe können aufgenommen werden.

Zuckerfallen: Wie erkenne ich sie?

Lebensmittel, die als gesund oder speziell für Kinder beworben werden, sprengen oft den Tagesbedarf an Zucker für Kinder. Laut Experten sollten Kinder nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag konsumieren. Wir unterschätzen häufig in welchen Lebensmitteln zugesetzter Zucker enthalten ist – das Tageslimit ist schnell erreicht.

Zu den größten Zuckerfallen gehören Fruchtsäfte. Sie haben häufig einen sehr hohen Zuckeranteil in Form von Fructose. Sie enthalten darüber hinaus wenig Nährwerte, kaum Ballaststoffe und werden manchmal noch zusätzlich gezuckert. Auch Fruchtjoghurts, Saucen, Ketchup, Müsli, Fruchtriegel und Quetschies sind oftmals sehr zuckerhaltig.

Vor allem die letzten beiden Kandidaten sollten den Kindern nicht als Obst- und Gemüseersatz gegeben werden. Aufgrund ihrer enthaltenen Zuckerzusätze und Nährwerte zählen sie zu den Süßigkeiten. Manchmal deckt ein einziger Riegel oder eine Tüte bereits mehr als die Hälfte des Tagesbedarfes an Zucker bei Kindern. Nebenbei produzieren die Kleinverpackungen auch noch viel Müll.

Es ist also nie verkehrt einen Blick auf die Zutatenlisten unserer Lebensmittel zu werfen. Dabei werden Verbraucher von der Industrie gerne mal hinters Licht geführt. Wie das geht? Um den Bösewicht „Zucker“ nicht an erster Stelle aufführen zu müssen, werden den Produkten einfach unterschiedliche Zuckerarten hinzugefügt. Da in Deutschland die Zutaten in absteigender Reihenfolge aufgeführt werden müssen, rutscht Zucker auf einmal an dritte oder vierte Stelle. Siehe da, das Produkt klingt dadurch schon wesentlich „gesünder“.

 

Gewusst wie: Zucker entlarven

Zu den kalorienreichen Zuckerarten, mit denen auf der Zutatenliste gerne "geschummelt" wird, gehören unter anderem: Glucose, Fructose, Glucose- und Fructosesirup, Maltose, Lactose, Dextrose und Saccharose.

 

Wir empfehlen hier den Griff zum (Bio-)Obst und Gemüse. So gewöhnen sich deine Kinder schon im kleinsten Alter an den natürlichen Geschmack und lernen die einzelnen Lebensmittel auch Mund zu unterscheiden. Naturbelassene Früchte enthalten zwar auch Zucker, allerdings nehmen Kinder dadurch auch automatisch mehr Nährstoffe, Mineralstoffe und Ballaststoffe auf. Sofern keine Unverträglichkeit vorliegt, ist diese Aufnahme von Zucker für die Kleinen eher unbedenklich. Das Beste daran: Kauen fördert die Mund- und Zungenmotorik und unterstützt vor allem die Sprachentwicklung.

Bewusst naschen: Süßigkeiten sind nichts für nebenbei

Wie arbeiten wir nicht nur bei Säuglingen, sondern auch bei den kleinen und großen Kindern gegen einen übermäßigen Zuckerkonsum an? Ganz einfach: Indem wir ein gesundes und ausgewogenes Essverhalten vorleben. Am besten sollte dein Kind den Verzicht von Zucker gar nicht wahrnehmen. Halte also immer genug Alternativen bereit und biete Süßigkeiten gar nicht erst an, wenn die Kleinen nicht danach fragen. Das Wichtigste ist, dass Süßigkeiten bewusst, nicht nebenbei und auch nicht als Belohnungsmittel oder Trostpflaster gegeben werden.

Verbinden unsere Kinder den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln mit der Zuwendung von uns Eltern, ist das Risiko für Gewichtsprobleme und Essstörungen im Alter erhöht, da Belohnungen und Trauer mit Zuckerkonsum verknüpft werden könnten. Solche Verhaltensweisen können sich früh einprägen und lassen sich im Alter nur noch schwer ablegen.

Zuckeralternativen: Damit kannst du tricksen

Doch was machen wir, wenn etwas Süßes im Essen manchmal unumgänglich ist. Der Gang in den Supermarkt zeigt uns, Alternativen gibt es reichlich, doch welche sind wirklich sinnvoll? Man wirbt damit, sie seien gesund, bekämpfen Karies und machen auch noch schlank? Doch Zucker ist nicht gleich Zucker und der angebotene und so toll angepriesene Ersatz manchmal gar nicht so gesund, wie er scheint. Wie sollst du dich da noch zurechtfinden?

Wir haben die fünf bekanntesten Alternativen für dich unter die Lupe genommen:

Honig:

Honig enthält nicht nur Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren, er wirkt auch antibakteriell und entzündungshemmend. Am besten ist der Honig aus regionalem Anbau, naturbelassen und industriell nicht verarbeitet. Durch die industrielle Verarbeitung gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Wird er über 40 Grad erhitzt, gilt er nur noch als Süßungsmittel, da seine wertvollen Vitamine verloren gehen. Was viele nicht wissen, der Zuckeranteil von Honig liegt bei 80%. Im Vergleich zum Zucker braucht ihr zwar zum Süßen weniger, dennoch sollte er nur in Maßen konsumiert werden, denn auch Honig greift die Zähne an. Gut zu wissen: Honig ist als Zuckeralternative für Veganer und Säuglinge nicht geeignet.

Wusstest du, dass Honig auch zu den beliebtesten Hausmitteln gegen Erkältungen zählt? 

Vollrohrzucker/Bio-Zucker:

Vollrohrzucker ist bräunlich, schmeckt leicht karamellig und ist nicht so süß wie normaler Zucker. Sein Ruf lässt Mamis aufatmen, doch ist er wirklich ein Freifahrtschein? Trotz der kleinen Mengen an Mineralstoffen und Spurenelementen, die er enthält, lässt er den Blutzuckerspiegel steigen und kann Karies verursachen. Ob organisch oder roh, der Vollrohrzucker hat die gleichen negativen Auswirkungen wie der normale Haushaltszucker.

Ahornsirup:

Pro Liter Ahornsirup werden 40L Baumsaft benötigt, das ist wirklich viel. Er hat eine hohe Süßkraft und nur halb so viele Kalorien wie der Haushaltszucker. Daneben weist er sogar geringe Mengen an Kalium, Eisen, Magnesium und Spurenelementen auf. Durch seinen geringen Fructosegehalt ist er eine wirklich gute Zuckeralternative, die auch für Veganer geeignet ist. Hier gilt allerdings wie beim Honig, er ist für Kinder in den ersten 12 Lebensmonaten tabu.

Stevia:

Stevia wird aus den Blättern der Stevia-Pflanze gewonnen. Die Pflanze durchläuft während der Verarbeitung sehr viele chemische Prozesse, bei dem Stoffe verwendet werden, die wenig bis keine ökologische Herkunft haben. Stevia hat die dreihuntertfache Süßkraft wie der übliche Haushaltszucker, ist kalorienarm und verursacht keine Karies. Allerdings hat Stevia einen bitteren Nachgeschmack, der nach Lakritz schmeckt. Daneben regen künstlichen Süßstoffe den Appetit an und verleiten dazu den Wunsch nach Süßem zu verstärken. Auch die deutsche Diabetes Hilfe steht Stevia eher skeptisch gegenüber und empfiehlt es nur bedingt. Für Kinder scheint uns Stevia daher eher ungeeignet zu sein.

Birkenzucker/Xylit:

Ursprünglich wird er aus Birkenrinde gewonnen, heutzutage in einem komplexen chemischen Prozess meist aus Stroh, Maiskolbenresten oder Getreidekleie. Er hat die gleiche Süßkraft wie normaler Haushaltszucker, allerdings nur halb so viele Kalorien. Die Einnahme von Xylit hat nur einen geringfügigen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, so dass es im Gegensatz zu anderen Zuckeralternativen zu einem Stoffwechsel ohne Insulin kommt. Xylit kann von den Bakterien im Mundraum nicht abgebaut werden, sodass auch keine Karies entstehen kann. Es kann allerdings abführend wirken und ist somit für Kinder nicht zu empfehlen. Daneben darf man nicht vergessen, das Xylit das Ergebnis einer umfangreichen chemischen Verarbeitung und somit für Säuglinge und Kleinkinder ungeeignet ist. Achtung, Xylit ist sehr giftig für Hunde – schon eine klitzekleine Menge kann lebensgefährliche Folgen für unsere vierbeinigen Familienmitglieder haben.

Fazit: Der verflixte Zucker

Es gibt viele Zuckeralternativen, doch die Perfekte gibt es nicht. Ein Blick auf die Nährwerttabelle unserer Lebensmittel lohnt sich dabei wirklich, denn Zucker versteckt sich überall. Lebensmittel mit alternativen Süßungsmitteln müssen nicht unbedingt gesünder sein. Gewöhnen sich Kinder erst einmal an künstliche Süßstoffe, wird sogar das süßeste Obst nicht mehr richtig süß schmecken.

Doch komplett auf Zucker zu verzichten ist wirklich schwierig und muss auch nicht sein. Es empfiehlt sich eher den Zuckerkonsum im Allgemeinen zu reduzieren, als mit Alternativen dagegen zu arbeiten. Wird von uns Eltern eine ausgewogene und gesunde Ernährung vorgelebt, können sich unsere Kleinen das ganz einfach abschauen. Dann ist der Griff zu etwas Süßem ab und zu auch vollkommen vertretbar. Wenn der Weg an zugesetztem Zucker also nicht vorbeiführt, schau am besten darauf, dass er zumindest biologisch und nicht verarbeitet ist. Denn wer Kinder um sich hat weiß genau, Verbote auszusprechen wirkt oft kontraproduktiv. Es ist wichtiger, dass Kinder einen gesunden Umgang mit Zucker von klein auf lernen.


 
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