Eingewöhnung in die Kita: Wie ihr diesen Meilenstein gemeinsam meistert

Karsten Geisler

Von Karsten Geisler
Autor für PUKY seit 2017

Du und dein Kind, ihr habt eine ganz besondere Beziehung. Ihr lacht und weint zusammen, spielt und schlaft gemeinsam. Ihr teilt die schönen Momente und Meilensteine, wie das Laufen oder Sprechen lernen. Genauso erlebt ihr aber auch weniger Schönes – von kleinen Kratzern und Blessuren bis hin zu den ersten Rückschlägen oder Enttäuschungen. Bei jedem Mal fühlst du als Elternteil mit deinem Kind. Du trägst die Freude, als ob es deine eigene ist, fühlst aber auch den Schmerz. Es entsteht ein unzertrennliches Band zwischen euch. Häufig trennt ihr euch erst so richtig, wenn der erste Tag in der Kita ansteht.

Besonders in den ersten Jahren nach der Geburt seid ihr noch unzertrennlich. Nach und nach treten immer mehr Menschen in das Leben deines Kindes. Erst sind es vielleicht die Großeltern, Tanten und Onkel, deine engsten Freunde. Später weitet sich der Kreis immer weiter aus. Wenn dein Kind in die Kita kommt, übergibst du es dann häufig zum allerersten Mal in komplett fremde Hände. Ein großer Schritt, der nicht immer leichtfällt. Keinem von euch, weder dir noch deinem Kind.

Loslassen fällt schwer und ist zugleich so wichtig für euch. Denn die Erfahrungen, die ihr bei der ersten längeren Trennung macht, sind besonders prägend. Umso wichtiger ist es, dass ihr vorbereitet in die Eingewöhnungsphase für die Kita startet. Besonders du als Elternteil kannst für euch beide den Prozess erleichtern. Wir zeigen dir, worauf du achten solltest!

Die größten Hürden bei der Eingewöhnung in die Kita

Sobald es darum geht, das Kind erstmalig in den Kindergarten zu bringen, fällt es vielen Eltern schwer, ihr Kind loszulassen. Besonders ein Gedanke ist nicht leicht zu akzeptieren: Ich übergebe mein Kind jetzt anderen Menschen, wodurch ich selbst keinen Einfluss mehr darauf habe, was in der Zeit mit ihm passiert. Ist dir auch schon einmal ein ähnlicher Gedanke in den Kopf gekommen? Falls du dir über genau so etwas Sorgen machst, beruhige dich am besten damit, dass niemand deinem Kind etwas Böses will. Im Gegenteil: In der Kita werden fachkundige Erzieher:innen auf dein Kind aufpassen. Mache dir also bewusst, dass es sich um pädagogisch geschulte Menschen handelt, die wissen, was sie tun. Solltest du dich dennoch weiterhin unwohl fühlen, vereinbare am besten ein Beratungsgespräch vor Ort. Ein persönlicher Austausch mit den Erzieher:innen hilft häufig, um Vorbehalte und Misstrauen abzubauen.

Die Situation ist auch für die Mädchen und Jungen am Anfang nicht minder fremd. Sie müssen sich zunächst ebenfalls an die Trennung von ihren Eltern gewöhnen und obendrein an die Tatsache, dass sie in der Kita nicht länger auf Mama oder Papa, sondern auf andere Bezugspersonen vertrauen müssen. Zusätzlich sind da noch die ganzen unbekannten Kinder. Auch an diese muss sich dein Kind erst einmal gewöhnen. Meist stellen sich die Jungs und Mädels jedoch ohne weiteres Zutun ganz von selbst aufeinander ein. Wichtig: Jedes Kind nimmt sich für diese erste Eingewöhnung unterschiedlich lange Zeit.

Der Einstieg in die Kita ist also immer ein Prozess für beide: für Kinder wie auch für uns. Dabei steht und fällt auch vieles mit uns Eltern. Besonders wenn wir uns und unser Kind zu sehr unter Druck setzen. Es funktioniert viel besser, wenn wir uns die Zeit lassen, die wir wirklich brauchen. Und wenn es heute nicht funktioniert, dann vielleicht morgen – oder eben übermorgen. Ein Tipp: Nähert euch in kleinen Schritten an die Kita an, indem ihr euch den Kindergarten gemeinsam anschaut, mit den Erzieher:innen sprecht oder mit den anderen Kindern spielt.

Wichtig: Vertraue auf dein Bauchgefühl!

Es gibt kein richtig oder falsch. Die Hauptsache ist, dass ihr einen Weg findet, der für euch funktioniert und mit dem ihr euch wohlfühlt. Von der Vorstellung, dass du einem universellen Schema für die Eingewöhnung in die Kita folgen oder an das anknüpfen musst, was Bekannte und Verwandte erlebt haben, kannst du dich verabschieden. Weder dein Kind ist mit anderen Kindern vergleichbar noch die ausgewählte Kita mit den anderen Einrichtungen. Das Wichtigste ist, dass du mit Ruhe, Geduld und einem liebevollen Umgang an die Eingewöhnung in die Kita herangehst.

Wie lange dauert die Eingewöhnung in den Kindergarten?

Es lassen sich schwer pauschale Aussagen dazu treffen, wie lange sich die Eingewöhnungsphase in Einzelfällen hinzieht. Bei dem einen Kind dauert es länger als bei dem anderen. Da kommt es ganz auf den individuellen Charakter des Nachwuchses an. Entscheidend ist auch, wie elternbezogen dein Kind aufwächst. Das heißt, wie schnell es sich von dir lösen und den Erzieher:innen anvertrauen kann. Dabei spielt es häufig auch eine Rolle, wie sehr die Mädchen oder Jungen bereits im Vorfeld daran gewöhnt sind, nicht permanent bei den Eltern zu sein, z.B. indem sie stundenweise bei Großeltern oder Freunden bleiben. In gleicher Weise können auch vorab geschlossene Freundschaften bei der Eingewöhnung in den Kindergarten helfen. Dein Kind fühlt sich weniger allein in der fremden Umgebung und hat bereits vertraute Bezugspersonen um sich herum.

Wie gewöhne ich mein Kind an die Kita?

Zu Beginn geht es darum, dein Kind sanft an den Kindergartenalltag heranzuführen, d.h. deinem Kind den nötigen Raum zu geben, sodass es sich ohne Druck an die neue Umgebung gewöhnen kann. In den meisten Fällen sind die Eltern anwesend, damit die Jungen und Mädchen die ungewohnte Situation in der Kita in vertrauter Begleitung erkunden können. Langfristiges Ziel ist es, dass dein Kind den Mut fasst, auch ohne dich in der Einrichtung zurechtzukommen.

Grundsätzlich lassen sich zwei Ansätze der Eingewöhnung in die Kita verfolgen: das sogenannte Berliner Modell und als Zweites das Münchener Modell. Welches pädagogische Konzept zur Anwendung kommt, entscheidet jede Kita eigenständig. Die Eltern haben darauf keinen Einfluss, können in Vorabgesprächen jedoch auf die Besonderheiten ihres Kindes hinweisen.

Das Berliner Modell

Beim Berliner Modell erfolgt die Eingewöhnung in die Kita stufenweise, damit sich die Trennung für dein Kind so natürlich und sanft wie nur möglich anfühlt. In den ersten Tagen begleitest du es daher in den Kindergarten. Dort nimmst du allerdings eine passive Rolle ein, d.h. du bist stiller Beobachter, der weder mit den Jungen und Mädchen spielt, noch spricht. Vielmehr sollst du deinem Kind im Hintergrund ein Gefühl von Sicherheit geben und ihm signalisieren, dass es notfalls zu dir kommen kann, wenn es dich braucht. Parallel nähern sich die Erzieher:innen deinem Kind an. Durch Spielangebote oder Vorlesen versuchen sie, Vertrauen aufzubauen. Sofern diese Phase gut verläuft, erfolgen Schritt für Schritt kleinere Trennungsversuche: Während du erst noch unbemerkt den Raum für wenige Minuten verlässt, wird die Trennungszeit nach und nach verlängert, sofern dein Kind gut reagiert.

Das Münchener Modell 

Das Münchener Eingewöhnungsmodell funktioniert nicht drastisch anders als das Berliner Modell. Es handelt sich dabei eher um eine erweiterte Variante, da es hier darum geht, dass dein Kind nicht nur Vertrauen zu einer Bezugsperson fasst, sondern sich gleich an mehrere Erzieher:innen gewöhnt. Das hat den Vorteil, dass sich dein Kind auch dann noch problemlos in der Kita aufhält, wenn eine bestimmte Bezugsperson krank oder im Urlaub ist.

Vermeide unnötige Stressfaktoren

Gute Alternativen zum klassischen Brot sind unter anderem: Müsli mit Obst, Overnight Oats oder eine Scheibe selbstgemachtes Bananenbrot. Wenn sich dein Kind von nichts überzeugen lässt, sollte es zumindest ein Glas Wasser, Milch oder Orangensaft trinken.

Reduziere außerdem, so gut es geht, weiteren Stress für deinen Nachwuchs. Vermeide es z.B., dass die Eingewöhnungsphase in die Zeit eines Umzuges oder in die Geburt eines Geschwisterkindes fällt. All das sind Momente im Leben eines Kindes, die sowieso schon verunsichern und dazu führen, dass das private Umfeld zeitweise nicht mehr das nötige Gefühl von Sicherheit und Gewohnheit stiften kann. Daher solltest du am besten auch den (Wieder-)Einstieg in den Beruf erst dann planen, wenn sich dein Kind bereits an die Kita gewöhnt hat. Fällt beides zeitlich zusammen, sorgt das zusätzlich für Spannungen und unnötigen Zeitdruck.

Die Eingewöhnung in die Kita klappt trotzdem nicht? Was nun?

Dein Kind weint und wehrt sich mit Händen und Füßen davor, allein im Kindergarten zu bleiben? Für viele Eltern ist das früher oder später der Punkt, an dem sie nicht mehr weiterwissen. Gerade jetzt darfst du jedoch auf keinen Fall in Panik verfallen. Kinder haben gute und schlechte Tage. Es kann daher vorkommen, dass dein Nachwuchs an einem Tag begeistert in der Kita spielt und sich am nächsten Tag dagegen sträubt – selbst nach einer längeren Eingewöhnungszeit. Mache dir deswegen immer wieder bewusst, dass darin noch kein Grund zur Beunruhigung liegt. Es kann viele Ursachen für ein derartiges Verhalten geben – gerade, wenn Kinder müde sind oder unter Stress stehen.

Will die Eingewöhnung jedoch partout nicht gelingen, ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass dein Kind für diesen Schritt noch nicht bereit ist. Was du jetzt keinesfalls tun solltest, ist, dein Kind zu zwingen. Akzeptiere, dass der Trennungsversuch derzeit noch nicht gelingt und probiere es gegebenenfalls in einigen Monaten erneut. Versuche in der Zwischenzeit, deinen Nachwuchs hin und wieder mit vertrauten Personen allein zu lassen. Indem es häufiger Zeit ohne dich, in bereits vertrauten Umgebungen und mit bekannten Menschen wie Großeltern oder Freunden verbringt, wird es ihm später leichter fallen, die Kita zu akzeptieren.

Fazit: Das solltest du bei der Eingewöhnung in die Kita beachten!

Die Eingewöhnung in die Kita ist für gewöhnlich nichts, weswegen wir Eltern uns verrückt machen sollten. Die meisten Kindergärten und Erzieher:innen führen dich und dein Kind auf sanfte und empathische Weise an die Situation heran, sodass es euch früher oder später leichtfällt, loszulassen. Höre in erster Linie auf dein Bauchgefühl und gehe den Weg, den du für dich und dein Kind verantworten kannst. Solltest du dich mit einzelnen Vorschlägen der Erzieher:innen nicht wohlfühlen, sprich es direkt an – ihr werdet einen gemeinsamen Weg finden.

Setze dich, dein Kind oder die Betreuer:innen jedoch nicht unter Druck. Du wirst schon sehen: Alles wird sich auf natürliche Weise zum richtigen Zeitpunkt fügen. Denn bedenke, dass sich deine eigenen Unsicherheiten oder Ängste auf dein Kind übertragen könnten –sicher möchtest du nicht, dass es sich wegen dir noch unwohler fühlt?

Versuche lieber, entspannt, geduldig und liebevoll an die Eingewöhnung in die Kita heranzugehen. Dann kann der Kindergarten zu der wundervollen Zeit im Leben deines Kindes werden, die er sein sollte: eine Zeit der Freundschaft, des stetigen Lernens und der Entwicklung. Egal ob Klettern, Sandburgen bauen oder Roller- und Fahrradfahren  – dein Kind wird im Kindergarten viele tolle und prägende Erfahrungen machen!

 

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Ratgeber: Kindliche Mobilität

 

 

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